Sonntag, 15. Dezember 2013

Windpocken, kleine Dinge

Mein Kind - komisch, das zu sagen, aber alle Aupairs nennen die Kinder, um die sie sich kümmern, ihre Kinder - also mein Kind hat Windpocken. Ausgerechnet kurz vor ihrem Geburtstag und kurz vor Weihnachten. Wir mussten also ihre Geburtstagsparty absagen und zur Schule kann sie erst wieder nach den Weihnachtsferien gehen.

Um den Schmerz zu kompensieren, wurde sie mit Geschenken überhäuft. Victoria besitzt jetzt ein pinkes Furby, das mir schon jetzt furchtbar auf den Geist geht, ein pinkes Keyboard, eine rosa Gitarre und insgesamt sieben Nancys - das sind Puppen. Von mir hat sie Wolle und eine Häkelnadel bekommen, ich will ihr häkeln beibringen. Allerdings war sie davon nicht ganz so begeistert wie von ihren anderen Geschenken. Nachdem sie die Wolle und die Häkelnadel ausgepackt hatte, fragte sie mich: "And where is my present?" Egal, ich persönlich habe nämlich Lust auf häkeln. 

Das Gute an Victorias Windpocken ist, dass ich diese Woche morgens nicht arbeiten muss, also eine Woche lang nicht Erdbeben spielen muss, um Victoria wachzubekommen und nicht erraten muss, auf welches Frühstück sie an diesem Morgen Lust hat.

Letztes Wochenende war ich mit zwei Freundinnen in Porto, Portugal. Das Wetter war wunderbar und das Hostel, in dem wir übernachtet haben, sehr schön. 
Wir haben hervorragendes Sushi gegessen und eine kostenlose Portweinverkostung machen dürfen in einem kleinen Laden, dessen Besitzer uns unbedingt Portwein verkaufen wollte. Letztendlich haben wir uns gegen Portwein - der nicht ganz unser Geschmack war, zu süß und gleichzeitig stark - und für 2€-Wein entschieden.
Wir haben auf der Straße getanzt und das Leben genossen, es war herrlich. 
Porto ist wunderschön und wir werden im Sommer auf jeden Fall zurückkommen.

In sechs Tagen fliege ich zurück nach Deutschland, um Weihnachten mit meiner Familie zu verbringen. Ich kann es kaum erwarten. 
Dinge, auf die ich mich freue - abgesehen natürlich von meiner Familie und meinen Freunden: 
mein großes Bett - hier habe ich leider nur ein Einzelbett, 
die Klamotten meiner Schwester, von denen ich in diesen Tagen ausgiebig Gebrauch machen werde, Vollkornbrot, 
Apfelsaftschorle mit naturtrübem Apfelsaft, 
Appenzeller Käse, 
Salat - Victoria mag keinen Salat, also gibt es bei uns äußerst selten Salat,
ein Adventskranz 

Alles Dinge, von denen dir erst auffällt, dass du sie vermisst, wenn sie nicht mehr selbstverständlich sind. 
All die Jahre habe ich dem Adventskranz zum Beispiel keine besondere Beachtung geschenkt, aber dass es hier in meiner Familie keinen gibt, hat mich an all die schönen, kuscheligen Adventssontage erinnert und an das Gefühl, das einem brennende Kerzen geben. 

Meine Hostmom arbeitet für Mary Kay, deswegen probiert sie regelmäßig ihre Produkte am Rest der Familie aus. 
Vorhin kam ich also wieder einmal in den Genuss eines Gesichts- und Handpeelings - wunderbar. 
Jetzt schaue ich mir irgendeine romantische Liebeskomödie an und gehe dann mit dem Gedanken ins Bett, dass ich morgen eine Stunde länger schlafen kann. 
Es sind die kleinen Dinge im Leben.



 ein paar "kleine Dinge" aus Porto